Das DFG-Schwerpunktprogramm „Das digitale Bild“ führt 12 unterschiedliche Forschungsprojekte deutscher Universitäten zusammen und fokussiert sich dabei auf die zentrale Rolle, die dem Bild im Prozess der Digitalisierung von Wissen und Praxis zukommt. Unter der übergeordneten Thematik behandeln die Teilprojekte je eigene Fragestellungen – so bildet das Programm den Facettenreichtum und transdisziplinären Charakter des Forschungsfeldes ab, während gleichzeitig enge Zusammenarbeit und produktiver Austausch der Forschenden angestrebt wird.
In regelmäßig stattfindenden Tagungen und Workshops wird dieser Dialog kultiviert und fortgeführt – gerne möchten wir auch Sie dazu einladen.
Welcher Begriff des „digitalen Bildes“ wird in den einzelnen Projekten verfolgt? Welche konkreten methodischen und methodologischen Herausforderungen ergeben sich hieraus? Welche allgemeineren Lehren und Folgerungen für den wissenschaftlichen Umgang mit dem „digitalen Bild“ können hieraus gezogen werden? Diese Fragen sollen in drei Bereichen diskutiert werden:
Mit dem Computer ist die Maschine zwar nicht zuallererst in den Raum der Geisteswissenschaften eingetreten, aber dessen unbegrenzte Anwendungsmöglichkeiten führen dazu, dass der Maschine ein immer größerer Bereich eingeräumt wird. Welche Folgen hat dies im konkreten Fall? Wie wird beispielsweise die Delegation der Analyse an die Maschine, die mit dem Raumgewinn der Künstlichen Intelligenz immer ausgeprägter zum Zuge kommt, implementiert, dokumentiert und kontrolliert? Bedeutet dies etwa eine Bevorzugung jener Recherchebereiche, in denen dergleichen bereits gangbar erscheint? In welchem Verhältnis steht also z. B. die Quantifizierung des rechnerischen gegenüber dem traditionell eher qualitativen Zugriff der hermeneutischen Wissenschaften? Wie verhält sich die gängige Deutung mit ihrer Zentrierung auf Einzelwerke zum Big-Data-Zugriff als einer Domäne des Rechners? Und nicht zuletzt müssen wir ganz konkret die Frage stellen, wie wir Geisteswissenschaftler*innen methodisch damit umgehen, dass wir vielerlei technische Möglichkeiten nicht selbst entwickeln, implementieren und nur schwer kontrollieren können. Müssen wir unser Kompetenzprofil in den technischen „maschinellen“ Bereich ausweiten oder wäre ein Rückgriff auf handliche Angebote der Industrie sinnvoller? Benötigt innovative Forschung im digitalen Zeitalter Maschinenkompetenz?
Alle Projekte des SPP sind als wissenschaftliche qualifiziert, sie werden von Spezialist*innen durchgeführt und richten sich primär an eine engere oder weitere Fachcommunity. Im Internet relativiert sich allerdings die Hierarchie von Expert*innen und Laien. Eine zu enge Begrenzung auf den a priori für ein Projekt bestimmten Gegenstand wird problematisch, die für das weitere Feld sich ergebenden neuen Möglichkeiten der Verarbeitung, aber auch der Kommunikation und Publikation, können nicht ohne Auswirkungen auf den Entwurf der Forschungsanordnung bleiben. Die von Lawrence Lessig und anderen beschworene „Sozialwerdung“ der Kreativität (oder „Creative Collaboration“) im Digitalen, die sich in einer säkularen Verwandlung von einer „Read-Only“- zu einer „Read/Write“-Kultur manifestiert, betont den Zwei-Wege-Charakter kultureller Produktion: Die Trennung von Kulturschaffenden und Kulturrezipierenden wird abgebaut und im Sinne der Ermächtigung ehemals passiver Mehrheiten unterlaufen. In Phänomenen wie der Citizen Science/Crowdsourcing hat sich auch die Wissenschaft dieser Transformation zu stellen, nach deren Auswirkungen auf Selbstverständnis und Leistungsspektrum zu fragen wäre. So stellt sich die Frage, ob und in welcher Weise Projekte und das SPP insgesamt diese Dimension methodisch adressieren, das Potenzial nutzen, oder, was ebenso wichtig ist, wie man der Herausforderung begegnet, d. h. wie man den legitimen Ansprüchen der Nutzer*innen des weiteren Feldes gerecht werden kann.
Nur scheinbar ein Gegenstück zu dieser Herausforderung ist die methodische Selbstbesinnung und – reflexion eines konkreten Projekts im Kontext eines Fachdiskurses. Hier ist anzuerkennen, dass Erkenntnisinteressen auch Phänomene langer Dauer sind, dass Forschungsfragen und Methodiken ihre Tradition haben, wenn allerdings diese angesichts der neuen Technologien zu überdenken und anzupassen sind. Zugleich ist es möglich, dass die digitalen Technologien keineswegs nur Neues bringen, sondern auch Hergebrachtes – im problematischen Sinn – verstetigen können. Gerade auch als Medium der Künstlichen Intelligenz bewährt sich der Computer vor allem als identifikatorisches, klassifikatorisches, rekonstruierendes und transkribierendes Medium. Verschiedene Autor*innen haben, gewiss teils auch in beiläufigen, aperçuhaften Kommentaren, der digitalen Kunstwissenschaft mit ihren beispielhaft aufgerufenen Fragen nach automatisierter Autoridentifikation und Stilbestimmung eine Rückkehr in den Positivismus des 19. Jahrhunderts vorgeworfen (Pollock, Bishop). Diese Skepsis ist ernst zu nehmen und genauer zu prüfen. Wo stellt sich dieser Verdacht allgemein und im Besonderen in den von den Projekten des SPP aufgeworfenen Sachverhalten? Schneidet eine digital gestützte Analysepraxis tatsächlich die Werke aus ihrem Kontext heraus und vernachlässigt dessen konstitutive Bedeutung?
8:45-9:00 Uhr
I Digitales Warm-Up
Eintreten aller Teilnehmer*innen und Gäste
Experten des Panels:
Urs Leonhard Hirschberg, Technische Universität Graz und Andreas Maier, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Übersicht der Vorträge
9:00–9:20 Uhr
I Qualitative und quantitative Methoden zur Evaluation synthetischer Bilder
Matthias Wright, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
9:20–9:30 Uhr
I Response
9:30–9:50 Uhr
I Revealing and Concealing: Reproductions of Japanese Handscrolls as Research Materials from Analogue to Digital
Fengyu Wang, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
9:50–10:00 Uhr
I Response
10:00–10:30 Uhr
I Pause
10:30–10:50 Uhr
I Produktion und Reputation des digitalen Bildes in der Architektur
Hubert Locher, Philipps-Universität Marburg
Dominik Lengyel / Catherine Toulouse, Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg
10:50–11:00 Uhr
I Response
11:00–11:30 Uhr
I Resümee und offene Diskussion zu Panel I
Expert*innen des Panels: Christoph Ernst, Universität Bonn und Katharina E. Kinder-Kurlanda, GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften
Übersicht der Vorträge
13:30–13:50 Uhr
I Co-Creation im (Para-)Fotojournalismus. Herausforderungen in Theorie und Praxis
Evelyn Runge, Universität zu Köln
13:50–14:00 Uhr
I Response
14:00–14:20 Uhr
I Bildpraxisanalyse: Erschließen, was Praktiken in Sozialen Medien vom digitalen Bild wissen
Jens Ruchatz / Kevin Pauliks, Philipps-Universität Marburg
14:20–14:30 Uhr
I Response
14:30–15:00 Uhr
I Pause
15:00–15:20 Uhr
I Hidden Work: unautomated labor and AI
Ana Teixeira Pinto, Leuphana Universität Lüneburg
15:20–15:30 Uhr
I Response
15:30–15:50 Uhr
I Code: analysieren – vergleichen – visualisieren. Methoden zur Untersuchung von Computercode in Kunstwerken
Daniela Hönigsberg, Karlsruher Institut für Technologie
15:50–16:00 Uhr
I Response
16:00–16:30 Uhr
I Resümee und offene Diskussion zu Panel II
16:30–18:00 Uhr
I Pause
18:00–19:00 Uhr
I Abendvortrag
Repeating and Repeatable: Distant Reading between Past and Future Christof Schöch, Universität Trier
8:45-9:00 Uhr
I Digitales Warm-Up
Eintreten aller Teilnehmer*innen und Gäste
Expertinnen des Panels:
Katja Kwastek, Vrije Universiteit Amsterdam und Ute Verstegen, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Übersicht der Vorträge
9:00–9:20 Uhr I Archäologie, Informatik, Digital Humanities – Ein Streitgespräch Lucie Böttger / Alexander Zeckey, Georg-August-Universität Göttingen
9:20–9:30 Uhr I Response
9:30–9:50 Uhr I Methoden und Methodologie der Europäischen Ethnologie: Das digitale Bild aus ethnografischer Perspektive Katharina Geis / Sarah Ullrich, Humboldt-Universität zu Berlin
9:50–10:00 Uhr I Response
10:00–10:30 Uhr
I Pause
10:30–10:50 Uhr
I Adaptive Anatomie: Durchschaubarkeit von Körper und Bild in der Chirurgie
Moritz Queisner / Kathrin Friedrich, Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe
10:50–11:00 Uhr I Response
11:00–11:30 Uhr
I Resümee und offene Diskussion zu Panel III
11:30–11:40 Uhr
I Zusammenfassung der Ergebnisse und Ausblick
Das ausführliche Tagungsprogramm steht für Sie unter nebenstehendem Button “Programm” zum Download bereit.