"KI und das digitale Bild"
Tagungsbericht von Mariia Kostenko

Abbildungsnachweis: “An robot as back figure is looking above Fog as a very realistic photo” (erstellt mit DALL-E 2, Open AI, 2023)

Tagungsbericht

Vor dem Hintergrund des wachsenden Interesses an Künstlicher Intelligenz (KI) wurde die Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) vom 21. bis 23. Februar zu einem Ort der offenen Diskussion zwischen Forscher*innen und Praktiker*innen über die Anwendung von KI in medialen und sozialen Kontexten mit Schwerpunkt auf dem digitalen Bild. Die Konferenz mit dem Titel “KI und das digitale Bild” fand im Rahmen des von der DFG geförderten Schwerpunktprogramms “Das digitale Bild” unter der Leitung von Hubert Locher (Philipps-Universität Marburg / Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg) und Hubertus Kohle (LMU) statt.

An der Konferenz nahmen die Mitarbeitenden der Teilprojekte des SPP sowie eingeladene Expert*innen aus verschiedenen Bereichen teil: Constant Dullaart (Akademie der Bildenden Künste Nürnberg), Stefan Gronert (Sprengel Museum Hannover), Pamela Scorzin (Fachhochschule Dortmund), Eva-Marina Froitzheim (Kunstmuseum Stuttgart), Tina Lorenz (Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe), Sebastian Sevignani (Friedrich-Schiller-Universität Jena), Alexander Wulfers (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung), Till Jaeger (Kanzlei JBB Rechtsanwälte, Berlin), Björn Ommer (LMU), Manuela Lenzen (freie Wissenschaftsjournalistin), Roland Meyer (Ruhr-Universität Bochum), Jürgen Scriba (Deutscher Fotorat), Peter Bell (Philipps-Universität Marburg), Jan von Bonsdorff (Universität Uppsala, Schweden), Simeon Allmendinger (Forschungsinstitut für Informationsmanagement, Universität Bayreuth) Christin Seifert (Philipps-Universität Marburg / Hessisches Zentrum für Künstliche Intelligenz) und Martin Warnke (Leuphana Universität Lüneburg). Gitta Kutyniok (LMU, Bayerischer KI Lehrstuhl für Mathematische Grundlagen der Künstlichen Intelligenz) musste ihre Teilnahme leider kurzfristig absagen. Die Konferenz präsentierte drei Themenblöcke: “KI und Kunst”, “KI im öffentlichen Interesse”, “KI in Forschung und Lehre”. Jedes Panel war in kleinere Round Tables unterteilt, in denen die Expert*innen ihre Ansichten, Erfahrungen und Erkenntnisse über den Einsatz von KI darlegten. Da jeder Round Table  von den Mitgliedern der SPP-Projekte moderiert wurde, waren die anschließenden Diskussionen nach den Impulsen der Gastredner*innen sehr reichhaltig und interessant. Das Programm können Sie unter diesem Link anschauen.

Das erste Panel zum Thema “KI und Kunst” zeigte die Vielfalt der Ansätze, Kunst und Künstliche Intelligenz zusammenzubringen. Die Teilnehmenden präsentierten Artefakte, die mit Hilfe von KI in der Bildgestaltung erstellt wurden, diskutierten über Urheberrechte und ethische Fragen und zeigten, wie KI im Museumsbereich eingesetzt wird.

Der zweite Block der Konferenz “KI im öffentlichen Interesse” befasste sich mit der Rolle und den Auswirkungen von KI auf soziale Beziehungen, Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt und der Gestaltung medialer Repräsentationen. Die Teilnehmer*innen äußerten sich zu den ethischen und sozialen Aspekten des Einsatzes von KI und schlugen mögliche Ansätze für ihre Regulierung vor.

Das Panel “KI in Lehre und Forschung” widmete sich der Anwendung von generativen Modellen des maschinellen Lernens und des multimodalen Deep Learning im Kontext der wissenschaftlichen Forschung und praktischen Anwendung in der universitären Lehre. Beispiele für den Einsatz solcher Technologien in der Text- und Bildanalyse wurden ebenso diskutiert wie ihre Rolle in Lernprozessen und in der medizinischen Ausbildung. Fragen wie die  Transparenz und Erklärbarkeit von Entscheidungen durch künstliche Intelligenz standen in den Diskussionen im Vordergrund. 

In besonderer Weise standen die Wahl und Verwendung von Begriffen zur Beschreibung des digitalen Bildes und das mangelnde Vertrauen in das KI-Bild zur Debatte. Der niederländische Künstler Constant Dullaart und die Prodekanin der FH Dortmund Pamela Scorzin zeigten beispielsweise im ersten Panel anhand ihrer Erfahrungen im Kunstbereich sowohl die neuen Möglichkeiten der Arbeit mit  KI als auch die Schwächen des Einsatzes von KI auf. Die vielleicht lebhafteste Diskussion wurde durch den Impuls von Stefan Gronert zur Frage der Glaubwürdigkeit eines Bildes im Zeitalter KI generierter Bilder ausgelöst. Es wurde darauf hingewiesen, dass sich die Wahrnehmungsperspektive verändert habe: Früher sei es z. B. üblich gewesen, dem Bild mehr zu vertrauen als dem Text. Mit dem Aufkommen der KI und einer noch schnelleren Manipulierbarkeit von Bild und Text müssten beide Medien kritisch hinterfragt werden. Allerdings  wurde auch die gegenteilige Meinung geäußert, dass man dem Bild schon vor dem Aufkommen der KI nicht vollständig habe trauen können. Diese Position stützt sich auf Erfahrungen aus dem Journalismus, wo Bilder von Anfang an die öffentliche Wahrnehmung beeinflusst haben. Die Diskussion über die Beweiskraft von KI-Bildern wurde im zweiten Panel durch die Beiträge von Jürgen Scriba, Roland Meyer und Manuela Lenzen fortgesetzt, wobei die Meinungen ebenfalls geteilt waren: Scriba argumentierte, dass die Fotografie ihre Glaubwürdigkeit auch durch die zunehmende Anzahl falscher Bilder insgesamt verloren habe, während Meyer der Meinung war, dass die Glaubwürdigkeit des Bildes erhalten bleibe, sich nur die Perspektive verschoben habe. Manuela Lenzen hingegen behauptete, dass die KI nicht das gleiche Weltverständnis wie der Mensch habe und daher in den von der KI produzierten Bildern fundamentale Verständnisfehler zu erkennen seien. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis sich Qualität und Quantität durchsetzen würden. 

Um die Diskussion zusammenzufassen und Thesen für die Abschlussdiskussion zu bilden, richtete Martin Warnke provokante Fragen an das gesamte Plenum. Wie könnte die Kunstgeschichte die KI-generierten Bilder nach ihren eigenen Regeln beschreiben? Wie wird mit dem Zeitregime, besonders mit Beschleunigung und Temporalität, umgegangen? Mit welchem Begriffsrepertoire kann man zwischen Kunst, Kulturindustrie und Alltagskultur unterscheiden? Auch wenn nicht alle Fragen eindeutig beantwortet wurden, konnten die beteiligten Forscher*innen aus verschiedenen Bereichen und die geladenen Gäste Gedanken und manchmal widersprüchliche Meinungen und Erfahrungen austauschen und so das Thema digitale Bilder und KI bereichern. 

Im Folgenden haben Sie die Möglichkeit, sich einen kurzen Teaser zur Konferenz anzusehen:

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