Gemeinsames Forschen lernen. Holger Simon zeigt, wie es geht
Haben Sie schon mal einen Kindergeburtstag mit Schatzsuche erlebt? Dann wissen Sie ungefähr, wie schwierig es sein kann, eine Gruppe unterschiedlicher Menschen dazu zu bringen, als Team zu arbeiten. Was hilft? Ein gemeinsames Ziel. Und Offenheit. Ohne das Teilen von Wissen kommt man nicht weit. Verrät das Kind mit dem besten Einfall zur Lösung des ersten Rätsels nicht seine Überlegungen, kann ein anderes mit einer tollen Idee zur Umsetzung nicht anknüpfen. Kein geteiltes Wissen – kein Schatz.
Bei Forschungsprojekten ist das ziemlich ähnlich. Da fragt man sich auch: Wie kann ein Forschungsprojekt gelingen, das Wissenschaftler*innen von unterschiedlichen Universitäten aus ganz Deutschland zusammenbringt? Das DFG-Schwerpunktprogramm „Das digitale Bild“, das Wissenschaftler*innen von gleich 12 Universitäten verbindet, lebt von der interdisziplinären und projektübergreifenden Vernetzung aller. Damit ein solches Programm funktioniert, braucht es – klar, das viel zitierte einheitliche Ziel, hier: die Erforschung des „digitalen Bildes“. Um Gemeinschaft zu realisieren, bedarf es aber auch ganz konkreter Tools. Von genau solchen Werkzeugen und Methoden zum gemeinsamen Arbeiten und Forschen handelte die Fortbildung zum „Digitalen Projektmanagement“ von Holger Simon, die in vier Webinaren im April und Mai dieses Jahres über Zoom stattfand.
Ein Werkzeugkasten voller Tools, die dabei helfen, in der digitalen Transformation gut zusammenzuarbeiten
Holger Simon, Wissenschaftler und Unternehmer, ist seit 2003 Gründungsmitglied des digitalen Bildarchivs prometheus und seit zwei Jahren Sprecher der Initiative für eine nationale Forschungsdateninfrastruktur für materielle und immaterielle Kulturgüter (NFDI4Culture). Er bietet seit sieben Jahren in der von ihm gegründeten Pausanio Akademie Workshops und Seminare zur digitalen Transformation von Kunst- und Kultureinrichtungen sowie dem Wissenschaftsbetrieb an. Als genuin digital-orientiertes und transdisziplinäres Projekt ist eine Auseinandersetzung mit digitalen Methoden des Projektmanagements für das SPP unerlässlich. Die Relevanz von digitalen Technologien und konkreten Techniken wird uns nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie eindrücklich vor Augen geführt.
Neue digitale Arbeitskultur
In einer zunehmend globalisierten, komplexen und digitalen Welt wandelt sich auch die Arbeitskultur hin zu computergesteuerten Kommunikationsmedien. Einige neue Fragen können mit der überkommenen Arbeitsorganisation nicht mehr oder nur unzureichend beantwortet werden. An die Stelle von bilateraler Kommunikation treten kollaborative Möglichkeiten, die es erlauben, komplexe Aufgaben mit mehreren Personen orts- und zeitunabhängig voneinander zu lösen.
„Kollaborativ“ meint für Holger Simon dabei immer die (gelungene) Zusammenarbeit (lat. co-laborare) mit anderen. Statt an einzelnen Schreibtischen mit unterschiedlichen Organisationssystemen können wir im Digitalen kollaborativ arbeiten und forschen. Das bedeutet, dass alle auf das Wissen des Teams zugreifen und darüber in transparenten Messengerkanälen kommunizieren. Holger Simon gibt auch ganz konkrete Ansatzpunkte, wie so etwas gelingen kann: Messenger wie beispielsweise Slack werden als Kommunikationsplattform in Verbindung mit Ticketsystemen wie Trello zum Ideen- und Projektmanagement genutzt, Cloud-Speicher funktionieren als Archiv.
Wandel wagen
Weil unsere Welt heute eine andere als noch vor zwanzig Jahren ist, braucht es neue Arbeitsstrukturen. Diese nicht verzagt, sondern offen anzunehmen, zeigt ganz neue Möglichkeiten des Managements, von dem Gemeinschaftsprojekte wie das SPP profitieren können. Denn digital arbeiten, heißt im besten Fall auch kollaborativ arbeiten. Damit Wandel stattfinden kann, braucht es laut Holger Simon allerdings drei Dinge: Die Bereitschaft der Menschen für Veränderung, das Wissen über neue Methoden und Werkzeuge und schließlich Rahmenbedingungen, um die Veränderungen auch praktisch umsetzen zu können.
Nachhaltiger Wandel geschieht meist nicht über Nacht. So stehen auch wir im SPP vor der Herausforderung, kollaborativ nicht nur innerhalb der zwölf Teams zu arbeiten, sondern diese produktiv miteinander zu verknüpfen. Mit dem Wissen aus Holger Simons Workshop zum „Digitalen Projektmanagement“ ist ein erster Schritt getan. Im Sinne des gemeinsamen Ziels der Erforschung des „digitalen Bildes“ stellt die Heterogenität der Teilprojekte letztlich keine Hürde, sondern eine große Stärke unseres Programms dar. Sie durch kollaborative Forschung zu nutzen, wird die große Aufgabe des Schwerpunktprogramms sein. Fangen wir sie an!
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.