Der Arbeitskreis digitale Kunstgeschichte und die online-Lehre

Der Arbeitskreis digitale Kunstgeschichte und die online-Lehre

Folgendes als Ergänzung zu meinem blog-Beitrag über online-Lehre. Gestern fand zum ersten Mal die „Sprechstunde“ des Arbeitskreises digitale Kunstgeschichte statt. Und zwar natürlich online und über das Videokonferenzsystem zoom, das die meisten wahrscheinlich inzwischen notgedrungen kennengelernt haben. Allein die Idee finde ich schon mal bemerkenswert, weil sie die Möglichkeiten der digitalen Kommunikation in der Praxis aufzeigt, was viel besser funktioniert, als wenn man sie einfach nur theoretisch propagiert. Obwohl es die erste dieser Sprechstunden war, die sich jetzt wöchentlich dienstags von 9-10 wiederholt, waren satte 30 Leute anwesend. Darunter einige, die ich schon Jahrzehnte nicht mehr gesehen hatte. Alle ausgehfertig, da ja im Bild präsent. Technisch lief es perfekt, kein Deut Bandbreitenprobleme.

Die Diskussion, die ich leider nach einer knappen Stunden verlassen musste, weil die nächste Videokonferenz wartete, lief hervorragend. Das hatte mehrere Gründe: Erstens natürlich gibt es ein virulentes Interesse am Thema, weil das Semester vor der Tür steht und kaum eine*r so genau weiß, wie das unter den radikal veränderten Bdingungen laufen soll. Zweitens aber konnte man sehen, dass eine Vorstrukturierung notwendig ist, für die – wenn ich das richtig sehe – vor allem Peter Bell/ Uni Erlangen, Lisa Dieckmann/ Uni Köln und Holger Simon/ Uni Köln verantwortlich zeichneten. Das schloss z.B. auch das Anlegen eines Protokolls ein, das als google doc angelegt und am Schluss von allen Anwesenden mit einer digitalen Signatur unterzeichnet werden konnte. Inhaltlich möchte ich mich hier auf einige wenige Positionen beschränken, die vor allem von zwei Kollegen ventiliert wurden. Nils Büttner von der Kunstakademie in Stuttgart lieferte sozusagen die Ausgangsbeschreibung, die zunächst einmal von Skepsis im Hinblick auf die Möglichkeiten geprägt war, das Gewohnte online zu simulieren. Konkret: Wie soll es gelingen, eine 90-minütige Vorlesung jetzt über das Internet, womöglich auch noch synchron, zu realisieren, vor allem, wenn man bedenkt, dass die technischen Voraussetzungen bei den Studierenden vielleicht doch nocht nicht hinreichend sind. Interessant nun die Reaktionen darauf, die vor allem darauf abzielten, dass man sich nicht an das Gewohnte klammern solle, sondern dass das Digitale zu radikal veränderten Vorgehensweisen zwingt – aber auch Chancen eröffnet. Abstrakt formuliert, wäre hier wohl in erster Linie die Tendenz des Digitalen hin zur Granularisierung zu unterstreichen. Anstatt einen großen Bogen über mehrere Stunden zu schlagen, ist es wohl sinnvoller, in kleinere Teile zu unterteilen und diese zu vernetzen. Bemerkenswert schien mir hier insbesondere die Position von Beate Fricke aus Bern, die vor allem auch von ihren Erfahrungen an der Uni in Berkeley berichtete, wo sie vorher war. Sie plädierte für eine entschiedene Dialogisierung der Vermittlung, die sie vor allem durch Integration von weiteren Vermittlern erreicht. Offenbar gelingt es ihr, Kolleg*innen aus den örtlichen Museen etc., aber auch Pfarrer von Kirchengemeinden in die Lehre einzuschließen, die das Seminar dann bei seinen virtuellen Rundgängen o.Ä. durch die Museen oder Kirchengebäude (Fricke iast Mittelalter-Spezialistin) begleiten. Das ist ja eigentlich eine naheliegende Idee, die zudem das Potential hätte, die Lehre entschieden zu vitalisieren. Mir fiel in dem Zusammenhang gleich ein, dass ich ja für mein geplantes Seminar zum Funkkolleg Kunst dessen Macher, Werner Busch aus Berlin, in das Seminar zuschalten könnte, der kurz über die Entstehung des Projektes berichten könnte. Damit wäre dann gleich auch die Historizität des Ansatzes klar zu machen, der natürlich nicht unbesehen als gleichsam transhistorische Vermittlungsquelle verstanden werden darf. Ich bin gespannt, ob der völlig undigitale Busch das mit sich machen lässt.

Wer einmal selber an der Sprechstunde teilnehmen will: Genaueres findet sich hier. Sie werden feststellen, dass dabei auf einmal so etwas wie eine Gemeinschaft der Lehrenden jenseits der Ortsgrenzen entsteht!

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