CD-ROM-Kunst: Bilder des digitalen Imaginären

PROJEKTABSTRACT

Der CD-ROM-Kunst wurden in den 1990er Jahren einige Ausstellungen gewidmet, die ihre damalige Prominenz bezeugen. Von der Forschung blieb sie bislang weitgehend unbeachtet, obwohl sich in ihr der Übergang zu netzbasierten Arbeiten vorgezeichnet findet.
Ebenso treten Verbindungen zu Video und experimentellem Film zutage. Auf das Medium der CD-ROM richteten sich damals hohe Erwartungen: Es sollte dauerhafte Speicherung von größeren Datenmengen garantieren (aber war in puncto Langlebigkeit und Kapazität bald überholt), es sollte Interaktivität befördern (aber ließ kaum mehr als Mausklicks zu), es sollte leichten Zugriff bieten (aber benötigte ein Lesegerät, das nur zeitweise zur Standardausstattung von Computern für den privaten Gebrauch gehörte). Sowohl die zeitgenössische diskursive Einbettung als auch die Publikationsstrategien deuten darauf hin, dass das Paradigma der Printmedien – das gedruckte Buch, die Enzyklopädie, das Magazin, der Schreibtisch – eine prominente Folie bildete, vor deren Hintergrund diese kleine, irisierende Scheibe und ihr Potenzial gedacht wurden.

Das Projekt befasst sich mit drei künstlerischen Positionen – Chris Marker, Michael Snow, Thierry Kuntzel –, mit denen sich jeweils ein umfangreiches und vielgestaltiges Œuvre verbindet. Thematisch ergibt sich damit ein Fokus auf Gedächtniskulturen, Archive, Prozesse des Erinnerns und das Bild. Deren Reinterpretationen als (im)memory oder (an)archive im Kontext der digitalen Multimedia-Arbeiten der genannten Künstler ist Gegenstand der Untersuchung. Konzeptuell stellt die CD-ROM-Kunst den in der Theorie noch unterbelichteten Konnex zwischen elektronischem und digitalem Bild her. Dieser wird insbesondere mittels theoretischer Positionen aus Frankreich genauer in den Blick genommen. Edmond Couchot, Gilles Deleuze, Raymond Bellour und Anne-Marie Duguet bieten für die Analyse des Verständnisses des digitalen Bildes und der Bilder des digitalen Imaginären bei Marker, Snow und Kuntzel wichtige Ansätze.

TEAM                                                                              

Barbara Filser, Karlsruher Institut für Technologie, Institut Kunst- und Baugeschichte/Kunstgeschichte