Bewegbare Bilder festhalten. Screenshots als theoretisierende Medienpraxis

PROJEKTABSTRACT

Das aktuelle Vorhaben setzt das Vorgängerprojekt Bildförmige Bildkritik in Sozialen Medien fort, insofern es das digitale Bild aus der Innenperspektive digitaler Bilder theoretisiert. Ausgegangen wird von der Prämisse, dass (digitale) Bilder als materialisierte Medienpraktiken untersucht werden können, aus denen sich Elemente für eine Theorie des digitalen Bildes ableiten lassen. Dazu nimmt das Fortsetzungsprojekt eine besondere Form von digitalen Metabildern in den Blick: Screenshots. Dieser bislang wenig erforschte Bildtypus reflektiert digitale Bilder, indem er sie festhält. Das Fortsetzungsprojekt fokussiert Screenshots von 360°-Bildumgebungen wie digitalen Spielen und Panoramen, die als bewegbare Bilder bestimmt werden.

In der bisherigen Forschung wird der Screenshot häufig mit traditionellen Bildpraktiken wie Fotografieren und Fotokopieren in Verbindung gebracht und damit auf die Remediatisierung analoger und digitaler Vorläufer reduziert. Auch wenn diese Medienbezüge offensichtlich erscheinen, möchte das Projekt gerade jene Aspekte in den Vordergrund stellen, welche die digitale Bildpraxis des Screenshots als besonders auszeichnen. Das Anfertigen eines Screenshots transformiert das digitale Bild fundamental in Hinblick auf dessen Beweglichkeit, Räumlichkeit und Zirkulierbarkeit. Ein bewegbares Bild wird in ein scheinbares Standbild verwandelt, das sich zwar nicht mehr navigieren, aber dafür in verschiedenen Präsentationskontexten zirkulieren lässt.

Um auf das Medienwissen von Screenshots zugreifen zu können, baut das Projekt auf den im Vorgängerprojekt entwickelten Ansatz der Bildpraxisanalyse auf, die die digitalen Metabilder danach befragt, was sie wie wissen. Die Screenshots werden mit Hilfe der Bildpraxisanalyse auf drei Ebenen untersucht: (1) Navigationspraktiken, mit denen das bewegbare Raum-Bild navigiert wird; (2) Aufnahmepraktiken, die das digitale Bild (den ‚Shot‘) produzieren; (3) Ausstellungspraktiken, die Screenshots öffentlich sichtbar machen. Die empirische Erhebung geht von den Präsentationskontexten aus, in denen Screenshots gemäß der Ausstellungspraktiken des Dokumentierens, Werbens und Kritisierens veröffentlicht werden. In den dort präsentierten Screenshots ist – so die These des Projekts – Medienwissen über das Navigieren und Aufnehmen in den 360°-Bildumgebungen materialisiert, das wesentlich zu einer Theoretisierung des digitalen Bildes beitragen kann.

TEAM                                                                              

Jens Ruchatz, Philipps-Universität Marburg

Kevin Pauliks, Philipps-Universität Marburg